Das scheint zuerst einmal nicht richtig zusammen zu passen, wenn man aber weiß, dass der Karnevalsauschuss Neuss schon vor Jahren das Projekt „Netzwerk der Partner im Karneval“ initiiert hat und damit interessante Veranstaltungen und Besichtigungen ermöglicht, macht das Ganze wieder Sinn.

Diesmal wurden die rund 30 Teilnehmer, darunter auch das designierte Prinzenpaar, der Vorstand des KA und die Gönner und Förderer des Neusser Karnevals, an einem Dienstagabend von Wilhelm Baum, einem der vier Gesellschafter, und Ludwig Zeitheim, dem verantwortlichen Betriebsleiter, herzlich empfangen. Aus hygienischen Gründen mussten sich alle sehr kleidsame Overalls mit Kapuze anziehen plus Schuhüberzieher und Handschuhe und ab ging es in die Gewächshäuser.

Tomatenstauden über Tomatenstauden. Auf rund 16 Hektar, mehr als 20 Fußballfelder, wachsen ganzjährig die 4 Sorten, die man in fast allen deutschen Supermärkten und Discounter kaufen kann. Angefangen hat es mit der Sorte Lyterno, einer 100 – 120gr. schweren Rispentomate. Diese Sorte hat einen besonders hohen Lycopin Gehalt, der das Risiko von Schlaganfällen reduzieren soll. Es folgten dann die Sorten Juanita (eine Mini-Cherry-Rispentomate), Brioso (eine etwas kleinere Rispentomate als Lyterno) und Sweetelle (eine süße Mini-Roma-Tomate). Insgesamt produziert man 7.500 Tonnen Tomaten im Jahr und vertreibt die ausschließlich über die Landgard Genossenschaft an große Supermarktketten und Discounter.

Die Besucher bekamen ein Eindruck davon, wie aufwendig und zeitintensiv die Aufzucht der Tomaten ist. Etwa alle 11,5 Monate sind die aktuellen Stauden abgeerntet und müssen komplett entsorgt werden. Dann werden wieder neue Jungpflanzen eingepflanzt, die dann wieder 11,5 Monate nach oben wachsen und abgeerntet werden. Damit das auch biologisch funktioniert, müssen die Pflanzen bestäubt werden und dazu leben Hummelkolonien in den Gewächshäusern, die ihren Teil eifrig beitragen. Die Tomaten selbst werden mit den Händen von rund 80 Erntehelfern abgeerntet und denen stehen mechanische und elektronische Hilfsmittel zur Verfügung, um die körperliche Belastung so gering wie möglich zu halten.

Nach der Besichtigung der riesigen Gewächshäuser ging es zurück in den Konferenzraum, natürlich ohne die schmucke Schutzkleidung, und hier bekamen die Teilnehmer dann in einem Vortrag ein Bild von dem notwendigen Aufwand, der erforderlich ist, um schmackhafte Tomaten in dieser Größenordnung zu produzieren. Damit Tomaten wachsen ist Licht unerlässlich und je mehr intensives Licht zur Verfügung steht, desto besser wird die Qualität da die Photosynthese vorangetrieben wird. Um dies zu verbessern wurde ab 2015 mittlerweile die Hälfte der Hallenfläche mit Hybrid-Belichtung ausgestattet. Man benutzt zudem weitestgehend biologische Pflanzenschutzmittel. Weiterhin wird das Überschusswasser aus der Bewässerung wird aufgefangen, mit UV-Licht entkeimt und wieder zum Bewässern verwendet. Die Beheizung erfolgt mit der Abwärme des gegenüberliegenden Kraftwerks. Durch alle umweltfreundlichen Maßnahmen werden so im Jahr ca. 26 Mio. kg CO2 eingespart.

Ein Wehrmutstropfen ist die Tatsache, dass die Wettbewerber z. B. in den Niederlanden nur etwa ein Drittel der Stromkosten zahlen müssen und das macht sich natürlich bei der Kostenkalkulation bemerkbar und führt zu höheren Preisen auch bei den Verbrauchern. Nur durch eine bessere Qualität, besseren Geschmack und eine nachhaltige Produktion der Produkte sind sowohl die Abnehmer als auch die Endkunden bereit etwas mehr zu zahlen.

Zum Abschluss der Präsentation gab es dann noch einen Überblick über den Gesamtmarkt. Deutschland importiert jährlich ca. 750.000 Tonnen Tomaten, allerdings steigt die Inlandsproduktion langsam an, wobei sich über die Jahre die Anbaufläche nicht wesentlich verändert hat, gestiegen ist jedoch Menge pro m². Das liegt im Wesentlichen daran, dass immer mehr Großbetriebe mit entsprechendem Output produzieren und die Kleinbetriebe rückläufig sind.

Zum Abschluss machten Herr Baum und Herr Zeitheim noch einmal deutlich, dass Tomaten aus dem Gewächshaus deutlich besser in der Umweltbilanz sind als Tomaten aus dem Freiland. Das liegt zum Beispiel daran, dass man im Freiland, besonders in Südeuropa, riesige Wassermengen zur Bewässerung benötigt, die dann noch im Grundwasser mit etwaigen Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln versickern.

Also beim nächsten Einkauf im Supermarkt mal darauf achten, wo die Tomaten herkommen. Wenn man sieht, dass die oben beschriebenen Sorten aus Deutschland kommen, ist eine hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sie aus den Gewächshäusern aus Neurath kommen.

Anschließend kann man sagen, dass es für alle Teilnehmer ein in vieler Hinsicht beindruckender Abend war. Zum einen konnte man sich im Vorfeld kaum vorstellen, welcher Aufwand tatsächlich nötig ist, um zum Frühstück eine schöne, saftige und süße Tomate zu bekommen und zum anderen war es beeindrucken zu sehen, mit welcher Begeisterung und Liebe zum Produkt die beiden Herren über ihre tägliche Arbeit sprechen.

Mit kleinen Häppchen, kalten Getränken und intensiven Gesprächen ging ein interessanter Abend zu Ende und alle Teilnehmer konnten noch eine kleine Kiste mit allen 4 Sorten mit nach Hause nehmen, um beim nächsten Frühstück oder beim nächsten Salat an diesen Besuch erinnert zu werden.