Am 16. Januar jährte sich das „Treffen der Dreigestirne, Prinzenpaare und Karnevalsvereine im Rhein-Kreis Neuss“ zum zehnten Mal. Gastgeber 2019 waren die Kleinenbroicher Karnevals-Freunde e.V. – kurz KKF.

Über 100 Karnevalisten kamen im Forum der Realschule Kleinenbroich zusammen. Neben Aktivisten aus fast 20 Vereinen fanden sich auch Vertreter der Städte Neuss, Meerbusch, Korschenbroich und Grevenbroich sowie der Gemeinde Rommerskirchen, des Rhein-Kreises Neuss und des Karnevalsausschusses Neuss ein. Reiner Franzen vom Karnevalsausschuss moderierte souverän durch den geselligen Abend, während Helmut Lipinski als DJ für gute Stimmung sorgte.

In lockerer Atmosphäre stellten sich knapp zehn Prinzenpaare und Dreigestirne vor – bereichert durch die fetzigen Tänze der KKF-Garden, die für einen wahren Augenschmaus sorgten. Zudem unterzeichneten alle Karnevalisten das „Kleinenbroicher Gelöbnis“, in welchen sie sich zu den Grundwerten des Karnevals bekannten. Der Bürgermeister der Stadt Korschenbroich, Marc Venten, nahm die Gelöbnistafel dankend entgegen und versprach, für diese einen Ehrenplatz in den Räumen der Stadt zu finden.

Das Treffen findet seit zehn Jahren an wechselnden Veranstaltungsorten statt. Ursprünglich als Austausch der Karnevalsvereine während der Sommermonate gedacht, wechselte es schnell zu einem offiziellen Termin in der Fünften Jahreszeit – der offiziellen Hochzeit der Karnevalisten.

Grußwort des Bürgermeisters Marc Venten zum Kreisprinzentreffen am Mittwoch, den 16.01.2019, 19.00 Uhr, Forum der Realschule Kleinenbroich

Sehr geehrter Herr Landrat,
hochverehrte Tollitäten,
Prinzenpaare, Dreigestirne, Gefolge,
leev Fastelovendsjecke,

ich darf Sie alle, auch im Namen von Rat, Verwaltung, und närrischem Volk unserer Stadt heute Abend hier im Forum der Realschule begrüßen – ganz herzlich willkommen hier in Kleinenbroich!

Zuallererst hoffe ich natürlich, dass Sie alle eine gute Anreise hatten und dass diejenigen, die mit dem Auto da sind, auch ordnungsgemäß geparkt haben.

Wenn nicht, ist das überhaupt kein Problem, denn darauf sind wir heute Abend mit unseren Politessen bestens eingestellt und außerdem kommt der Erlös ja, wie immer, einem wohltätigen Zweck zugute, nämlich der chronisch klammen Korschenbroicher Stadtkasse.

Also kümmern Sie sich nicht weiter um ihr Auto, das tun gerade schon andere.

Ich freue mich natürlich außerordentlich, dass wir heute Abend hier noch mehr Jecken als sonst in unserer Stadt haben. Viele sind natürlich regelmäßig zu Gast bei uns.

Unser Landrat zum Beispiel gehört sicherlich zu der Rubrik „alte Gesichter“ – Entschuldigung, es muss natürlich heißen „altbekannte Gesichter“.

Aber viele von Ihnen kennen den Ort Kleinenbroich wahrscheinlich nur aus dem VHS-Kurs heimische Fremdsprachen.

Um das an dieser Stelle für alle Zujezorenen noch einmal deutlich zu machen: es heißt nicht Kleinenbreusch, sondern Kleinenbrooch. Es handelt sich dabei um das altehrwürdige rheinische Dehnungs oi.

Wer da noch ein bisschen Nachhilfe bei der Aussprache braucht, der kann ja heute Abend diejenigen fragen, die sich damit auskennen müssen, nämlich die Kollegen aus Grevenbreusch.

Wo wir schonmal beim Thema fremde Sprachen, Städte und Länder sind – wir sind es ja mittlerweile gewöhnt, quer durch Europa zu fahren, ohne irgendwo an einer Grenze angehalten oder kontrolliert zu werden.
Irgendwann merkt man an den fehlenden Gardinen, dass man offenbar den Frikandell-Äquator überquert hat.

Aber, liebe Jeckinnen und Jecken, das passiert viel öfter, als wir denken.

Denn ich weiß nicht, ob Sie es wussten, aber durch den Rhein-Kreis Neuss verläuft – man mag bei dem Wetter draußen ja kaum glauben – ebenfalls der Äquator. Besser gesagt: Mehrere Äquatoren!

Irgendwo entlang des 6. Längengrades, also mitten im den Rhein-Kreis Neuss zum Beispiel, da liegt der sogenannte Klerikaläquator, der den Westen vom Osten trennt. Hier im Westen, da regiert Helmut, drüben in der Ostzone Rainer Maria.

Das sind natürlich weder Prinzen noch Schützenkönige, sondern Bischöfe. Sie wissen natürlich was gemeint ist: der Äquator zwischen dem Bistum Aachen und dem Erzbistum Köln.

Aber es gibt noch mehr Äquatoren hier:

Der eine oder andere von Ihnen wird heute sicherlich über die so berühmt wie berüchtigte Bundesstraße 230 gefahren sein.

Entlang dieser Verkehrsader und damit ebenfalls mitten durch den Rhein-Kreis Neuss verläuft der mit Abstand wichtigste Lingualäquator des indogermanischen Sprachraums, die Benrather Sprachlinie.

Diesseits, also im Norden, wird niederfränkisch gesprochen. Jenseits, also im Süden ripuarisch.
Eine Sprachprobe:

Im ripuarischen mit deutlich kölschem Einfluss würde eine Begrüßung zum heutigen Abend in etwa so lauten:

„Leeve Lück, merr dürfe Öch hück Ovend all zusaame janz hetzlisch willkomme heeße on freue unges, datt eso völl von Öch ungese Einladung jefolcht send! Loss merr eene zesaame drenke und kräftisch fiere on jede menge Leeder op unges schöne Fastelovend senge!“

Nördlich der Benrather Linie würde dieser Begrüßungstext hingegen hingegen so lauten:

Tach tesaame!

Aber es gibt natürlich auch den politischen Äquator.

Während im Nordwesten des Rhein-Kreises Neuss – wie schon seit Urzeiten – die Ritter des schwarzen Ordens regieren, wehen im Südosten unlängst rote Fahnen über den Rathäusern.

Der wichtigste Äquator, der durch den Rhein-Kreis Neuss verläuft, das aber ist ganz sicher ein anderer, der übrigens nahezu identisch mit dem Helau-Alaaf-Äquator ist, also wie dieser ebenfalls auf dem 51. Breitengrad liegt.

Und dieser Äquator trennt nun wirklich Welten. Er teilt die Welt in hell und dunkel und scheint schier unüberwindbar. Sie wissen natürlich, was ich meine:

den Bier-Äquator!

Diesseits dieses Äquators,

wo die Älteste Altbierbrauerei der Welt zu Hause ist,

da, wo seit mehr als 750 Jahren ununterbrochen nach den überlieferten Rezepten der Urväter gebraut wird
und wo das Biertrinken praktisch erfunden wurde,

hier meine Damen und Herren wird natürlich – Sie wissen es
– Alt getrunken

– jenseits dieses Äquators hingegen

Richtig: 4711 – also Echt Kölnisch Wasser.

Ja, liebe Jecken, Sie sehen also, der Rhein-Kreis Neuss ist wirklich international aufgestellt. Für jeden Geschmack, für jede Religion, politische Vorliebe oder Sprache ist etwas dabei.

Und doch eint uns mehr als uns trennt – denn wir alle sind – Rheinländer! Wir alle lachen gerne, suchen nicht das Problem, sondern die Lösung und wissen stets, dass dreemol noll in jedem Fall noll blitt, ejaal watt och passeet!

Deshalb freut es mich, dass heute so viele Rheinländer hier gemeinsam feiern und sich auf die heiße Phase der Session einstimmen.

Danken möchte ich denjenigen, die den heutigen Abend organisiert haben.

Danken möchte ich aber vor allem denjenigen, die den heutigen Abend ausrichten, also den Kleinenbroicher Karnevalsfreunden, die im letzten Jahr ihr großes 44jähriges Jubiläum feiern konnten.

In diesem Sinne: Helau, Alaaf und Prost zusamme!